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10 Jahre BiHuN - Jubiläumskonzert in Kiedrich am 13. Mai

Bunt gemischt und gut gewürzt

BiHuN - gibt es da nicht so eine ostasiatische Suppe, mit vielen Zutaten und gut gewürzt? So falsch liegt man gar nicht, will man beschreiben, was das musikalische Treiben des Bläserkreis in Hessen und Nassau bestimmt. Seit nun zehn Jahren spielt der Auswahlchor des Posaunenwerks der EKHN unter diesem Namen, und wer Landesposaunenwart Johannes Kunkel kennt, weiß, dass der Name bestimmt kein Zufall ist.

Gut gewürzt und mit vielen verschiedenen Zutaten also - so war auch das Programm, das die derzeit sieben Bläser und eine Bläserin mit Johannes Kunkel vorbereitet hatten. Zunächst einmal gab es allerdings viele „Hallos” - ein willkommener Anlaß war dieser Abend in der modernen, aber gemütlichen Gustav-Adolf-Kirche in Kiedrich - kaum einer, der nicht etliche bekannte Gesichter in der Menge entdeckte.

Etwas angespannter vielleicht im Moment noch die Gesichter von Timm Volkenandt, Martin Jäckel, Hans Jürgen Läpple, Peter Siefke, Klaus Michel, Uwe Schaffrath, Ulrike Klein und Andreas Heinze - denn sie hatten nun ein Programm vor sich, das kaum eine musikalische Facette ausließ. Rennaissanceklänge zunächst mit der „Sinfonia” von Christofano Malvezzi - satter, dabei nie statischer Bläserklang, der nicht nur der nachfolgenden Psalmvertonung „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes” von Heinrich Schütz ein feierliches Gepräge gab, sondern auch eine Bachsche Fuge (BWV 876) in all ihren plastischen Strukturen darzustellen verstand.

Dass (Bläser)-Musik in der Kirche nicht nur lobend-schmückend sein soll, dass sie zumindest ebenso gut verkündigen kann wie jedes Wort, dafür stand an diesem Abend die Choralpartita „Jesu, meine Freude” von Helmut Duffe. Ganz plastisch wurden da die sechs Strophen; Pfarrerin Susanne Holz-Plodek (Vorsitzende des Posaunenwerks der EKHN) sorgte mit meditativen Zwischentexten dafür, dass auch die Auslegung nicht zu kurz kam, fand auch die richtigen Worte für die Ehrungen, die den Blasenden hier zuteil wurden.

Danach wurde es dann symphonisch: der Petersburger Victor Ewald schrieb mit seinem Blechbläserquintett b-moll ebenso elegante wie dramatisch-dichte Musik, die einem Bläserensemble schon Einiges an Technik und Gestaltungssicherheit abverlangt. Beides war hier unter der einfühlsamen Leitung von Johannes Kunkel zu erleben, bevor mit den „Irischen Segenswünschen” (Pachelbels Kanon stand Pate) dieser „ernste Teil” des Konzerts zu Ende ging.

Nach einer erfrischenden Pause im sommerlichen Gemeindegarten war nämlich ein bunter Potpourri von Bearbeitungen, in der von „Bachs Air”, über den „Gefangenenchor aus Nabucco” bis zum „St. Louis Blues” alles zu hören war, was auch Bläsern beim Musizieren einfach Spaß macht. Auch diesen Spaß hörte man der Musik von BiHuN an, darüber hinaus eine rhythmische und stilistische Sicherheit, die in der „The Lion sleeps tonight” oder der Rock-Fassung „Jesus be a fence” den Bläserkreis in eine „Big-Band ohne Saxophone” verwandelte.

Die beiden letztgenannten Stücke finden sich übrigens auch im „Hessischen Bläserheft 2000” - womit dann auch, last but not least, eine weitere Aufgabe von BiHuN genannt sein soll: einfach Lust zu machen auf Bläsermusik unterschiedlichster Stilarten, das Ohr auch des „Normal-Posaunenchors” zu schärfen für die feinen, leisen wie für die dramatischen Töne der Trompeten, Posaunen, Flügelhörner und Tuben. Das wäre dann neben diesem schönen Konzert ein weiterer Grund, BiHuN und Johannes Kunkel noch viele weitere Jahre begeisterten und begeisternden Musizierens zu wünschen.

Astrid Scheldt