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Trauerrede für Tönjes Akkermann, Borkum

Am 1. November 2015 starb Tönjes Akkermann nach schwerer Krankheit.

Als Stadtbaurat i.R. war uns Töns vor allem als der Borkumer „Stadtmusikdirektor“ bekannt geworden.

Wir durften ihn als Leiter des Borkumer Posaunenchors und des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr erleben. Wir haben es genossen wenn Töns mit der Dixieland-Formation im Upholm-Hof gespielt hat. Einige wenige von uns haben erlebt wie er den Männerchor leitete.

An seine Art, vor Beginn des nächsten Musikstückes den Stab zu heben, werde ich mich immer wieder erinnern und an sein Lachen!

Meine Gedanken sind bei der Familie von Töns und bei den Freunden vom Musikzug und vom Posaunenchor.

Mit traurigen Posaunenchorgrüßen
Johannes Kunkel

Tönjes Akkermann 2012
Tönjes Akkermann 2012 Bild: Johanna Knauff
Tönjes
Akkermann dirigiert den Posaunenchor Borkum zusammen mit der 
Posaunenchorfamilienfreizeit 2012
Tönjes Akkermann dirigiert den Posaunenchor Borkum zusammen mit der Posaunenchorfamilienfreizeit 2012
Als Posaunist bei den 
Borkum Dixielanders 2008
Als Posaunist bei den Borkum Dixielanders 2008

Trauerrede von Pastorin Margrit Tuente

Liebe Familie,
liebe Trauergemeinde!

Wir feiern einen Gottesdienst, hier, in seiner Kirche, mit dem Posaunenchor, dem Musikzug, dem Männerchor … – und Töns Akkermann ist nicht dabei.

Für viele von uns ist das unvorstellbar. Und eigentlich ist es auch nicht wahr!

Denn Töns ist ja da – in der Musik, die Ihr spielt, eigentlich in jeder Note, denn die meisten hat er Euch beigebracht – und in unseren Gedanken und Herzen.

Trotzdem müssen wir heute von ihm Abschied nehmen.

Am Sonntagmorgen ist Töns Akkermann gestorben. Nach einer langen und tückischen Krankheit, die er mit erstaunlicher Geduld und Würde getragen hat –
aber am Ende doch am Ende seiner Kräfte, – und es ist gut, dass er gehen durfte und konnte.
Auch, wenn es schwer ist – weil er immer da war, und weil sich Euer Leben um ihn drehte und Ihr in der letzten schweren Zeit vielleicht noch mehr zusammengerückt seid.

Es ist gut, dass er am Ende so friedlich einschlafen konnte, – dass es Menschen gab, die euch begleitet haben. Menschen, die es ihm leichter machen konnten, dafür sorgten, dass alles getan wurde, was möglich war.
Auch vorher schon: Wie gut, als er nach der langen Quälerei durch die Chemo endlich nach Münster kam, dort wieder zu Kräften kommen und so die letzten Monate mit einer ganz anderen Kraft erleben konnte.
Und dass ihr alle da wart, auch am Ende, – auch die Kinder und Enkel – Das war gut. Für euch – und ganz sicher auch für ihn.
So mitgehen zu können, sich so einstellen zu können, wie Ihr es getan habt: Nicht jeder könnte das.
Es hat es ihm leichter gemacht – und Euch auch: weil man über alles reden konnte, weil er er selbst bleiben konnte – bis zuletzt.
Dafür danken wir euch.

Lobe den Herrn, meine Seele, lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat …
Das haben wir vorhin in der Lesung gehört, und dafür sind wir heute hier: Um Gott zu danken für das, was wir loslassen müssen.
77 Jahre, das gilt in unserer heutigen Zeit schon nicht mehr als ein langes Leben. Aber wenn wir an Töns denken, uns sein Leben vergegenwärtigen: Was für ein reiches, volles und erfülltes Leben war es doch!

Er hatte eine Familie und Sie, seine Frau und Partnerin, die ihn liebte und bis zuletzt an seiner Seite blieb –
wirklich in guten wie in schlechten Tagen.
Und er konnte leben, was er liebte!
Die Musik war sein Leben, das sagt man so. Aber bei Töns Akkermann war das so, – es gab wirklich nur wenige Tage in seinem Leben ohne Musik:
Ob er selbst spielte, sang oder dirigierte, Noten heraussuchte, Stimmen schrieb oder umschrieb, die unzähligen Schüler, die er unterrichtete …
Sein Leben wäre ohne Musik nicht vorstellbar. Und die Musik auf unserer Insel nicht ohne ihn.

53 Jahre lang hat er unseren Posaunenchor dirigiert, noch viel länger darin mitgespielt, bevor er ihn von Fritz Seidenbächer übernahm.
43 Jahre lang hat er den Musikzug geleitet, – das war sein Kind, habt ihr gesagt – und es ist ihm nicht leicht gefallen, es aus der Hand zu geben.
25 Jahre hat er den Kirchenchor dirigiert – ich weiß gar nicht, wie lange den Männerchor.
Immer wieder ist er ist eingesprungen, wenn man ihn brauchte – und er wurde oft gebraucht.

Und dann war da noch Lighthouse, und nicht zuletzt die Isle Jazz Band, – wenn man so will, sein Ein und Alles. Jazz, Dixieland, das war seine Musik.

Mit wie vielen Menschen hat die Musik ihn verbunden, wie viele Freundschaften sind so entstanden!

Zuallererst in der Isle Jazz Band, aber nicht nur dort. Und auch nicht nur hier auf der Insel, auch zu vielen auf den Festland – und ich freue mich, dass einige von ihnen heute hier sind.
Wie vielen Menschen habt ihr unter seiner Leitung eine Freude gemacht!

Die Würdigung für dieses Werk hat er in vielen Auszeichnungen, u. a. dem Bundesverdienstkreuz erfahren.
Als Gemeinde sind wir ihm nach meiner Überzeugung trotzdem nie ganz gerecht geworden.

Lobe den Herrn, meine Seele, lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat …
Töns konnte leben, was er liebte, – und das ist ein Grund, dankbar zu sein.

Es hätte ja auch ganz anders sein können: Geboren noch vor dem Krieg, aufgewachsen im Krieg und in der schlechten Zeit …
wie anders hätte sein Leben verlaufen können, wenn er zehn, fünfzehn Jahre eher geboren wäre.
Und ich glaube, das war ihm auch bewusst, denn er hatte, als Junge, ja noch sehr lebendige Erinnerungen an diese Zeit.
Er hat mir öfters erzählt, wie sehr es ihn getroffen hat, als er damals in Hildesheim von Mitstudenten angesprochen wurde auf die antisemitische Vergangenheit unserer Insel – und gar nicht wusste, wovon die Leute sprachen.
Es hat ihn nicht losgelassen. Er hat geforscht, gesammelt und nachgefragt, eine Dokumentation zusammengestellt, zu der er auch später immer noch etwas fand – und musste erleben, dass, wie er sagte, außer EO Keßler niemand etwas davon wissen wollt, als sie fertig war. Und auch das hat ihn getroffen.
Der Antisemitismus, das war nach seiner Überzeugung das Hauptübel der Menschheit –
und dass die christlichen Kirchen an seiner Entstehung solch großen Anteil hatten,
dass auch seine Insel, die er liebte und die seine Heimat war, die er als Stadtbaumeister mit gestaltet hat, nicht davon verschont war- das hat ihn immer beschäftigt.
Und er hat es ausgesprochen und zum Thema gemacht – und auch deshalb verdanken wir ihm viel.
Ich kann mir vorstellen, dass mancher von Ihnen nicht passend findet, dass ich das heute erwähne – aber ich weiß: Töns hätte es nicht gestört.
Denn auch darin war er ein sehr aufrechter Mensch. Einer, den es nicht störte, anderer Meinung zu sein.

„An seine Art, vor dem nächsten Musikstück den Stab zu heben, werde ich mich immer erinnern“, hat Johannes Kunkel, der Landesposaunenwart der Kirche in Hessen und Nassau, in Erinnerung an Töns geschrieben.
Und ich glaube, wir alle wissen, was er meint.
Dieser kurze Moment, in dem er den Stab hob, vielleicht noch einen kleinen Spruch machte, oft mit seinem unverwechselbaren Augenzwinkern, noch eben eine Ermahnung an diese oder jene Stimme – und gleichzeitig voll konzentriert – das war Töns.
Dann war er in seinem Element.
Er wollte es gut machen. Konnte auch sticheln, er konnte richtig aus der Haut fahren, wenn ihn etwas ärgerte, hatte gerne Recht –
aber er hatte oft auch eine erstaunliche Geduld und Langmut, – vor allem, wenn es um die Musik ging – und seine Fähigkeit, sich auf die Menschen einzustellen, die gerade vor ihm saßen, habe ich oft bewundert.

Wir alle verdanken Töns viel.
Und wir wissen, dass wir es mindestens ebenso sehr auch euch verdanken, seiner Familie, die oft zurückgestanden – und es doch mitgetragen hat.

Wenn wir heute von ihm Abschied nehmen, dann tut jeder das mit eigenen Erinnerungen.

Ihr habt Eure ganz eigenen, kennt eine Seite an ihm, die nur euch gehört: Den Vater, den Bruder, Euren Opa, den Ehemann und Partner.
Heute nehmt ihr Abschied - und wir wissen, dass das, was Euch im Leben miteinander verbunden hat, bleibt, auch über den Tod hinaus.
Und wir wissen auch, dass er es gut hat, da, wo er jetzt ist, dass er geborgen ist in der Hand Gottes, im Frieden und versöhnt.
Lobe den HERRN, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.
Barmherzig und gnädig ist der HERR,
geduldig und von großer Güte. Amen

Gottesdienstablauf mit Predigt als pdf-Datei