Beide Bezirke
Südnassau Rheinhessen

Kein ChB 249

Mehr als 2 Jahre Coronapause. Jetzt Gottseidank wieder eine normale Saison mit einer normalen Weihnachtsfeier.

Was ist mir in Erinnerung geblieben?

  • der Zeitpunkt: Wie nett von dem Virus, dass es gewartet hat, bis wir mit der Technik versorgt waren …. 2 Jahre vorher hätte noch niemand was mit „zoom account“ oder „Probe per Videokonferenz“ anfangen können. Ein Lob an unsre Partner/innen, die nebenan verzweifelt versuchten, der Tagesschau zu folgen, während aus dem Nebenzimmer ein dumpfes „bööh“ drang. So eine einsame Begleitstimme klingt alleine nicht sonderlich musikalisch.
    Allgemeine Übereinstimmung „Eigentlich grässlich. Aber besser als nix“. Und ohne diese onlineproben wären unsre Instrumente wohl in ihren Kästen verschimmelt….
    Aber ein Lied haben wir in dieser Zeit NIE gespielt: ChB 249
    Es bestand kein Grund dafür: wir waren enttäuscht, frustriert, vielleicht sogar wütend, genervt, … alles, aber nie verzagt. Es ging immer darum: wie können wir proben? Wie können wir spielen? Wie können wir uns treffen?
    „Wie können wir aufgeben?“ stand nie zur Debatte.
  • das Ostergebläse „Ostern vom Balkon“. Zwar durften wir nicht von der Kirchentreppe aus spielen, der KV „wollte kein falsches Signal setzen“ – mir scheint, in dem Satz ist ein „k“ zuviel.
    Aber egal: wir sind Posaunenchor, wo wir sind IST Kirche! Egal ob da ein altes Gemäuer mitmacht… wir haben das ganze Dorf eingehüllt in eine Wolke aus Trost-Klang. Vom einsamen Trompeter oben am Berg bis runter zum Altenheim, die Gruppen konnten sich gegenseitig hören, sodass keine Ecke vom Dorf ohne „Christ ist erstanden“ blieb. In einigen Straßen trafen sich die Nachbarn vor den Häusern und sangen und spielten gemeinsam, egal welches Instrument.
    Und auch die Bläser/innen, die einsam aus ihrem Dachfenster oder vom Balkon mitmachten, gehörten dazu, ein großer Landesweiter PC, quasi Kirchentag dezentral aus Hoffnung und Mut. So gehört das!
    Ein Hoch auf die alte PC-Tradition der Familienchöre: ein Haushalt = ein PC.
  • die Bundeswehr. Sie hat zwar keine Munition und keine flugfähigen Helis, aber eine Abteilung für Aerosolforschung, die Untersuchungen über die Luftströmungen in Musikinstrumenten anstellt. Man weiß ja nicht wofür die sowas brauchen,aber egal: die videos von dort überzeugten nicht nur den KV davon, dass von uns keine Infektionsgefahr ausgeht. Mensch kann es sich ja auch bildlich vorstellen: nach hundert Umdrehungen in dem Rohrwerk einer Tuba ist so ein Virus so schwach, dass es garnicht mehr schafft, oben aus dem Trichter zu fliegen. Oder wenn so ein Virus im Horn erst zig mal im Kreis rumgeschleudert wird und dann am Ausgang noch gegen eine geballte Faust prallt, dann ist es so ausgeknockt, dass es nur noch hilflos zu Boden sinkt. Geheimwaffe Hornissenfaust!
  • die Proben im Sommer im Garten hinterm Gemeindehaus, sehr schön, aber an der Rhythmik des Mückenklatschens müssten wir noch bissi feilen, das passte selten zu dem was wir spielten. Dafür nur positive Rückmeldungen von den Nachbarn; wirklich niemand hat sich über uns beschwert, im Gegenteil: „da setzen wir uns mit einem Glas Wein auf den Balkon, hören euch zu und genießen den Abend“
  • Verlust unsrer gesamten Tubasektion :-( Von 4 auf Null in einem Virus. Mehr als 2 Jahre litt Andreas unter dem Soundverlust. Aber unser BigBoss hatte Erbarmen und schickte uns nach der Coronapause dann eine neue Tuba – Halleluja.
  • ein dickes Danke an die Altenheime im Dorf! Ohne die hätten wir wirklich null Einsätze gehabt. Egal wann wir angefragt hatten, wir waren IMMER willkommen, es gibt ja genug Platz im Garten um brav die Abstände einhalten zu können. Ob Ostern, Pfingsten, Erdbeerfest … ja sogar als Ersatz für unser nicht stattfindendes Adventskonzert haben wir Ständchen im Altenheim gespielt.
  • und nun haben wir das Virus gefühlt hinter uns und schon kommt die nächste Krise um die Ecke. Ungeheizte Kirchen, Konzert spielen in Thermounterwäsche und dicken Wollsocken, an das Publikum werden Kolter verteilt. Behalten wir den Blick für die Realität: die Kollegen vom PC Dnjiprodansk wären glücklich, wenn eine ungeheizte, aber unzerstörte Kirche ihr einziges Problem wär und sie dagegen Thermounterwäsche, Wollsocken und Kolter hätten….
  • und ChB 249 werden wir auch weiterhin nicht spielen
    na sdrowje!

Barbara Alban
EPC Eltville