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Fünf vor Zwölf - Kirchen gegen den Krieg

Ökumenische Kundgebung auf dem Römerberg in Frankfurt am 8. Februar 2003

Posaunenchöre auf dem Römerberg

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    Ist doch fast wie Kirchentag - Der Posaunenchor Eltville auf dem Weg nach Frankfurt (Babara Alban)
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Plakat Am Samstag, den 8. Februar 2003 fand auf dem Römerberg in Frankfurt eine ökumenische Kundgebung mit Bischof Kamphaus aus Limburg, Kirchenpräsident Steinacker aus Darmstadt und zahlreichen Posaunenchören statt.

Angesichts der schwierigen weltpolitischen Lage rief die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau erstmalig in ihrer Geschichte zu einer Kundgebung auf. Zusammen mit dem Bistum Limburg lud sie zu einer ökumenischen Friedens-Kundgebung auf dem Frankfurter Römerberg ein. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck war durch Propst Gerhard Pauli aus Hanau vertreten.

Und die Posaunenchöre spielten für den Frieden, gegen den Krieg: 4000 Menschen hörten wie aus 300 Instrumenten die Posaunenchoraktion „Kirchen gegen den Krieg” erklang. Sie alle haben eindrucksvoll bekundet, dass es „um Gotteswillen keinen Krieg geben darf”. (Zitat frei nach Bischof Kamphaus)

Das Posaunenwerk sammelt Bilder, Meinungen und Berichte. Wer etwas mitteilen will, kann dies hier (unter Kommentare) hinterlassen oder ein Mail an lpwkunkel@posaunenwerk-ekhn.de schicken.

Johannes Kunkel

Bilder

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LPW Marshall Lamohr in Aktion Der Römerberg kurz vor der Generalprobe Präsident Bush, dies ist die IG Friedensmetall
Und der Tonmann sagt keinen Ton <a href="/ensembles/bihun.php3">BiHuN</a> Notensymboltafeln bei der Bläseraktion

Ist doch fast wie Kirchentag

Der Posaunenchor Eltville auf dem Weg nach Frankfurt

Als Sabine anrief und uns sagte, ein Kamerateam vom Hessenfernsehen kommt mit und begleitet uns aufm Weg nach Frankfurt, waren die Reaktionen von „Hilfe ich komm mit nem Zug später nach“ bis „Hilfe da muss ich ja noch zum Friseur vorher“.

Schon n bissi unsicher: Was erwarten die von uns? (Sie wollten die Stimmung unterwegs dokumentieren …) Sollen wir da im Zug blasen oder was? (… und auch interviewen.) Naja mal sehn.

Als wir zum Bahnhof kamen, standen da schon 3 Leute rum, Herr Fischer, der Reporter und Chef, ein Kameramann, und ein Tontechniker.

Herr Fischer hatte schon genaue Vorstellungen wie er die Reportage anfangen wollte: Wir sollten uns aufstellen und sagen „Wir - Pause - sind der evangelische Posaunenchor Eltville“. Unsre ganzen Interventionen, wir wären nicht der Chor sondern höchstens ein Viertel davon, ließ er nicht gelten. Danach dann jede/r einzeln seinen/ihren Namen in die Kamera sagen, das wollte er dann in die Pause reinschneiden. Das war schon ziemlich lustig, Bläser können wohl alle zusammen gleichzeitig im Takt blasen aber nicht reden … Bei Musikaufnahmen nennt man das dann „10 takes“, dazwischen immer wieder Störungen durch vorbei fahrende Autos oder Züge oder sonstige Geräuschquellen. Zum Glück hatte die Bahn wie immer Verspätung …

Auf der Fahrt dann die Interviews, er wollte uns stänig einreden wir wären aufgeregt, kriegte aber immer nur ein „wieso? is doch fast wie Kirchentag“ zu hören. Die arme Moni wurde sogar mit „du“ angesprochen: „Na bist du aufgeregt so das erste Mal?“ und sie konterte ganz cool: „Nö ich fahr ja schon seit 12 Jahren mit zum Kirchentag.“ Den wirklich jüngsten im Bund, Ad, fragte er gar nicht, hat er nicht gepeilt dass der erst 15 ist und Moni 10 Jahre älter <schmeißmichwegvorlachen>.

Ne Schaffnerin kam vorbei (ZDF-Anstecker am Kragen <grins>) und fragte erstmal „ham Sie dann überhaupt ne Genehmigung?“ Unterwegs ließ sich der Herr Fischer von Sabine über den Posaunenchor erzählen und baute das ja auch gut in der fertigen Reportage ein: Von wegen Erfahrung, Routine, Kirchentag. Ich muss sagen, ich find er hat uns wirklich sehr freundlich positiv dargestellt.

In Frankfurt angekommen fiel aus einem Abteil weiter vorne ne Tuba raus <nein! Keine Panik, gut eingepackt inner stabilen Kiste> und wir alle „Yeah eine Tuba! wie schön! Applaus!“ Herr Fischer: „Ach kennt ihr die?“ und wir „Nö, aber Samstag morgens um die Uhrzeit eine Tuba im Bahnhof? Die KANN doch nur dazu gehörn"

Da wird/wurde mir mal wieder klar, wie schwierig die Posaunenchor-Mentalität (oder wie mensch das nennen will) für „Außenstehende“ zu begreifen ist. Genauso: Aufm Römerberg dann angekommen, alle Leute mit Instrumentenkästen aufm Buckel gehören doch logisch zusammen und begrüßen sich und sprechen sich an, für uns selbstverständlich, für die HR-Leute Grund zum wundern. Und die Art der Fragen lässt ja auch Rückschlüsse auf die Gedanken zu. Ständig und immer wieder „habt ihr Angst?, seid ihr unsicher?, wird das klappen?“ und wir ziemlich verständnislos …

Ich denk mal mit Profis brauchen die immer nen Haufen Takes bis sowas sitzt und der Gedanke, dann brauchen Laien noch viel mehr is ja irgendwie schon logisch …

Zwei nette Damen mit Tenorhörnern sprachen uns an, „wir spielen noch nicht so lang, dürfen wir uns zu euch stellen?“ Als sie hörten „Bläseraktion“, Hilfe, was wird das? Und dann „einfach durchlesen und nach vorne kucken“ … „ach das war ja ganz einfach“

Wir sind von unserm Landesposaunenonkel einfach exakte präzise Angaben gewohnt und können uns drauf verlassen und dann kommt Ruhe und Sicherheit rein und dann klappt das Gebläse auch!!!!

Die HR-Leute immer mit dabei, inzwischen aber mehr beobachtend, und nicht agierend oder bestimmend.

Irgendwie dann auch wieder das „normale“ Bläsertreffen-Feeling, alle netten Kollegen die mensch immer nur bei Posaunentagen sieht, Sprüche flogen hin und her „Die IG Metall is auch da“, „ach das is bestimmt die Abteilung Messing“, „supi, ich hab ne Beule, sollen die mal repariern“ (Mensch beachte die Identifizierung des Bläsers mit dem Instrument ICH hab ne Beule … <lauter Lacher>)

Dieser farbige Vietnam-Veteran der da rumhüpfte mit „no more war!“ war echt der coolste: Wie werden die Offiziellen reagiern? <neugierig>

Ekkes organisierte uns Glühwein, jaja die Rheingauer <flöt>, gleich von der Kamera dokumentiert …

Dann ging es endlich los. Kamphaus' Rede, wie immer gut, fundiert, begründet, Prädikat „da kann ich jedes Wort unterstreichen!“.

Steinacker sprach sehr prägnant, deutliche Aussagen. So in etwa: „Ihr Amis, glaubts uns doch einfach: Wir WISSENs wirklich wie schlimm ein Angriffskrieg ist“ (natürlich hat ers vornehmer ausgedrückt <grins>).

Im Nachlauf dann nochmal Kirchentagsstimmung, als alle bei „hevenu shalom alechem“ mitsangen und groovten, Johannes hats auch sofort gecheckt und einfach n bissi länger gezogen. Der Kameramann wieder mittendrin und die singenden tanzenden Leut mit Blech im Arm gefilmt und dabei gelacht, „yeah Stimmung!“ leider kam das dann nicht im Film, war wohl nicht ernsthaft genug zum Thema.

Rausgeschnitten ham sie ganz konsequent alle irgendwie politisch zu verstehenden Statements, nur eins von Sabine drin gelassen.

Ein Herr im dunklen Mantel sprach Ad und mich an, (wir standen halt ganz am Rand der Bläser) „wie finde ich denn in diesem Gewühl den Posaunenchor Eltville?“ <lachwech> Auch Einer, der dann noch irgendein Nach-Interview mit Sabine machen wollte … mannomann werden wir jetzt der QuotenPosaunenchor vom HR oder wie?

Gaby musste ihren Notenständer dreimal abbauen bis das ordentlich gefilmt war, Beim Weggehn mussten wir dann wieder 3mal um diese Säule rumlaufen, bis das ordentlich im Kasten war, und die drei HR-Leute ham sich dann schnell zum HR verabschiedet, um den Film zu schneiden und sendefertig zu machen. Beeindruckend, wie schnell sowas geht heutzutage …

Fazit: War schon sehr interessant mal zu sehn wie so ein Film zustande kommt. Für mich beeindruckend, wieviel Meter Film verschwendet werden, „nochmal und nochmal“ … Ekkes kriegt schon immer Anfälle wenn ich 20 Fotos verknipse von denen dann 2 was sind …

Die Männer waren sehr nett und locker und es hat uns allen, glaub ich, Spaß gemacht, mit denen zu arbeiten.

Aber der Herr Fischer wird in nächster Zeit immer, wenn er ne Trompete oder Posaune sieht, sagen „is doch fast wie Kirchentag“.

Barbara Alban
Posaunenchor Eltville

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