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Die Helden des heavy metal

Heute feiern wir die Helden des echten heavy metal, das wurde mal Zeit!

Das tolle, nur leider etwas unhandliche, Blasinstrument allererster Güte!

Das „Instrument des Jahres 2024“.
(ich lege Wert auf die Feststellung, dass 3/4 dieses Textes VOR bekanntwerden dieser Ernennung geschrieben waren! Es lag wohl in der Luft…)

Während die anderen Kolleginnen vom goldenen Blech mehr oder weniger waagerecht gehalten werden, zeichnet sich die Tuba schon dadurch aus, dass sie ihre Töne vertikal, gleichsam gen Himmel sendet.

Kein Wunder, ist sie doch das Instrument, das Gott selbst spielt. Schließlich beten wir jeden Sonntag „Vater unser, der Tubist im Himmel“.
Da Gott in dreifacher Form vorhanden ist, Vater, Sohn und heiliger Geist, ist es mehr als logisch, dass auch die Tuba im PC idealerweise dreifach vorkommt.
Ein solches Meisterwerk der Blasinstrumentenbaukunst darf natürlich nicht Krethi und Plethi bedienen; dazu muss mensch sich schon etwas anstrengen, Lungenvolumen und Muskelkraft vereint.
Und so schleppt der Tubist unter der Last dieser Verantwortung – und etlicher Kilo Gewicht – sein Blech durch den musikalischen Alltag.
Kein Wunder, dass dieses „Schleppen“ denn auch im musikalischen seinen Ausdruck findet.
LPW Werner Petersen, selbst Tubist, hat diesen Helden ein musikalisches Denkmal gesetzt. Zum Kirchentag Nürnberg komponierte er ein Stück für Solotuba und Begleitung. Dort heißt es als „Regieanweisung“ in der letzten Zeile „… nach 5 Tagen Kirchentag und noch 40 min Fußweg bis zum Bus, Tubisten also SCHLEPPEN!“
Also was erdreisten sich kleine Provinzdirigenten, darüber zu meckern,wenn ihre Tuba im Chor schleppt …. das ist lediglich system – äh instrumentinhärent, gehört also quasi dazu.
So ein Ton muss sich ja erst durch mehr als 5 meter Kurven winden, bis er aus dem Trichter nach oben steigen kann, dort prallt er an die Probenraum– oder Kirchendecke und streift erst beim runterfallen das Dirigentenohr – kein Wunder, dass dieser immer denkt, die Tuba wäre zu spät.
Nein, die Tuba ist nie zu spät, der Dirigent steht nur falsch!

Während der Corona Pandemie wurde die Tuba als das Instrument mit dem geringsten Gefährdungspotential eingestuft. Ist irgendwie logisch: bis sich so ein Virus durch das ganze Rohrgewirre durchgefunden hat, hat es keine Kraft mehr, sich nach oben aus dem Trichter zu schwingen. Wahrscheinlich liegen da auch noch einige verhungerte Viren in den Ecken rum, die es nicht nach draußen geschafft haben …. es scheint also gesünder, eine Tuba nicht innen zu reinigen!

Die Tuba ist erstaunlicherweise das jüngste unsrer Instrumente, sie wurde erst in der Mitte des 19. Jhdts entwickelt, nach Erfindung der Ventile.
In Entgegnung auf die vielen Posaunentage, die wir oft feiern, gibt es am ersten Freitag im Mai den Welt–Tuba–Tag – einzigartig!
Der Anteil an weiblichen Tubistinnen ist sehr gering, dabei gibt es im Blechmusiksektor nichts, was mehr Aufmerksamkeit und Applaus einbringt. Im Gegensatz zu Trompetern scheinen Tubist/innen/en wohl keinen großen Wert darauf zu legen…. sie verstecken sich lieber hinter ihrem Instrument und spielen gemütlich vor sich hin.
Erfreulich, dass sich die Tuba in neuerer Zeit bei Jugendlichen großer Beliebtheit erfreut: die wollen alle „you–Tuba“ werden!

Man unterscheidet generell die „Schaufenster–“ von der „natürlichen“ Tuba; der Unterschied ist einfach zu erkennen: die natürliche Tuba hat Kratzer und Dellen, die sie sich im Laufe diverser Einsätze über Jahre hart erarbeitet hat.
Ein Tuba–Mundstück, mit dem Daumen unten abgedichtet, kann in entsprechenden Notsituationen gut ein Schnapsglas ersetzen – versuchen Sie das mal mit einem Hornmundstück!

Die Tuba ist sozusagen ein Kellerkind und bewegt sich in den Niederungen der Musik, sie gibt Töne von sich, die von den an schrille, hohe Töne gewöhnten Trompetern garnicht mehr wahrgenommen werden und auch die Posaunisten fragen „Wieviele Hilfslinien sind das? Wie heißt der Ton überhaupt? Darf ich den auch eine Oktave höher spielen?“

Der Tubist, als Mensch eher gemütlich, schmunzelt darüber und spielt seelenruhig weiter einfach attrak–tief!

Barbara Alban
EPC Eltville